Kleine Ölkunde

Wissenswertes über Fettsäuren

Hochwertige, kalt gepresste Speiseöle enthalten die für die Gesundheit so wertvollen und Fettsäuren in der Haustierernährungwichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie empfindliche Vitamine. Hunde benötigen nur Linolsäure als Nahrungszusatz, Katzen dagegen sowohl Linol- als auch Arachidonsäure. Werden dem Körper des Hundes zweifach ungesättigte Fettsäuren zugeführt, ist er in der Lage, selbst dreifach ungesättigte, lebenswichtige Fettsäuren in der Leber zu bilden.

Chemische Zusammensetzung
Chemisch gesehen bestehen die Nahrungsfette aus Glyzerin (einem dreiwertigen Alkohol) und drei gleichen oder auch verschiedenen Fettsäuren. Entscheidend ist nun, dass die Fettsäuren einen unterschiedlichen Aufbau aufweisen. Es gibt kurze, mittlere und langkettige Fettsäuren. Je länger eine Fettsäure ist, umso niedriger liegt ihr Schmelzpunkt. Fettsäuren lassen sich grob in ungesättigte und gesättigte Fettsäuren klassifizieren. Je mehr ungesättigte Verbindungen vorliegen, umso niedriger ist der Schmelzpunkt. Das Wort „ungesättigt“ meint, das die Kohlenstoffkette Doppelbindungen aufweist.

Gesättigte und ungesättigte Fettsäuren haben unterschiedliche Aufgaben Die gesättigten Fettsäuren werden zur Energiegewinnung gebraucht, sie sind also nichts als ein Energieträger. Werden Fett und Kohlenhydrate gemeinsam verfüttert, wird zuerst das schneller verdauliche Kohlenhydrat verbraucht und das langsamer verdaute Fett, sofern nicht sofort benötigt, als Fettdepot gespeichert. Die ungesättigten Fettsäuren haben hingegen wichtige Funktionen im Stoffwechsel und sind durch nichts anderes zu ersetzen.

Die verschiedenen Fettsäuren

Man unterscheidet zwischen:
- gesättigter Fettsäure (Stearinsäure)
- einfach ungesättigter Fettsäure (Ölsäure)
- mehrfach ungesättigter Fettsäure

Bei mehrfach ungesättigten Fettsäuren unterscheidet man zwischen:
- zweifach ungesättigte Fettsäure (Linolsäure)
- dreifach ungesättigte Fettsäure (Linolensäure, Alpha-Linolensäure, Gamma-Linolensäure)
- vierfach ungesättigte Fettsäure (Arachaidonsäure)
- fünfach ungesättigte Fettsäure (Eicosapentaensäure)

Die Linolsäure kommt in pflanzlichen Fetten gehäufter vor als in tierischen, eine Ausnahme bildet diesbezühglich nur das Fett des Geflügels. Aus Linolsäure können andere Fettsäuren synthetisiert werden. Linolsäure ist einer der wichtigsten Nährstoffe zur Erhaltung eines dichten und glänzenden Felles. Sie verhindert die Austrocknung von Haut und Haarkleid und beugt dem Haarausfall vor.

Die Linolensäure hat grosse Bedeutung für die Integrität (Unversehrtheit) der Zellmembranen, die Funktion des Zentralnervenystems und die Immunität. Linolensäure kann vom Organismus aus Linolsäure gebaut werden.

Der Linolensäuregehalt in der Hundemilch ist wesentlich höher als in der Kuhmilch, so dass die essentiellen Fettsäuren bei der mutterlosen Aufzucht von Welpen besonders beachtet werden sollten.

Arachidonsäure ist besonders für die Ernährung von Katzen von grosser Bedeutung. Katzen besitzen keine Enzyme, die in der Lage sind, Linolsäure in Arachidonsäure umzuwandeln.

Gammalinolensäure ist nur in wenigen Nahrungsmitteln vorhanden. Aufgenommene Linolsäure kann zum Teil in Gammalinolensäure umgewandelt werden, jedoch nicht ausreichend. So sind unsere Vierbeiner auf extra Zufuhr angewiesen. Die besten natürlichen Quellen hierfür sind Hanföl, die Kerne von schwarzen Johannisbeeren sowie Walnuss- (5-7%) und Borretschöl. Gammalinolensäure hilft bei der Behandlung von Arthritis.

Omega 3 und Omega 6
Das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 sollte 5 : 1 sein (Zufuhr von 5 Teilen Omega-6 zu 1 Teil Omega-3).

In Omega-3-Fetten werden drei essentielle Fettsäuren gefunden: Alpha-Linolensäure, die im Leinöl enthalten ist (57%), Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), deren beste Quelle Seefischöl ist. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung wird mit dem gehäuften Auftreten typischer Zivilisationskrankheiten wie Krebs, rheumatische Arthritis und andere entzündliche Erkrankungen, Blutverklumpung und Immunschwäche in Verbindung gebracht.

Die Gruppe der Omega-6-Fette enhält zwei weitere essentielle Fettsäuren: Linolsäure (reichlich in Distel-, Sonnenblumen-, Sojaöl enthalten) und die Gamma-Linolensäure, deren wichtigste Quelle Hanföl-, Walnuss- und Borretschsamenöl ist.

BedarfHunde: NRC und AAFCO empfehlen einen Linolsäuregehalt im Futter von mindesten 1% der Trockensubstanz und 5% des Fettes für Hunde in Erhaltungsbedarf. Weiterhin empfiehlt die AAFCO, dass diese Menge während Wachstums- und Fortpflanzungsphasen auf 8% des Fettes erhöht wird.

Bedarf – Katzen: NRC und AAFCO empfehlen einen Linolsäuregehalt im Futter von 2,5% sowie einen Gehalt von 0,04% Arachidonsäure in der umsetzbaren Energie (MJ).

Folgen von Fettsäuremangel
Die Folgen von Fettsäuremangel bei Hunden und Katzen sind: Trockenes, glanzloses Haarkleid, feine Schüppchen, verdickte, teilweise haarlose Haut, später dann Hautjucken, eitrige Hautentzündungen sowie fettige Haut durch Überproduktion der Talgdrüsen. Zunächst nämlich sinkt die Talgproduktion, später steigt sie deutlich an, besonders auch in den Gehörgängen und zwischen den Zehen. Die fettige Haut verdickt sich und wird anfällig für bakterielle Hautentzündungen, da sich, infolge des Fettsäuremangels, der Lipidfilm der Hautoberfläche verändert, was eine Veränderung der Bakterienflora ermöglicht. Bei machen Tieren entwickett sich eine Verhornungsstörung, was sich in Schuppen und Krusten äussert. Hautveränderungen, die durch Fettmangel entstehen, beginnen meist am Unterbauch und breiten sich nach und nach über den ganzen Körper aus.

Ein längerdauernder, schwerer Mangel führt auch zu Störungen in der Herzfunktion, zur Unruhe und Nervosität sowie zu Infertilität bei weiblichen und männlichen Tieren. Bei Katzen treten bei Arachidonsäuredefiziten eine leichte Erhöhung des Neutralfettgehalts der Leber und eine geringe Mineralisation der Nieren auf. Ein Mangel an essentiellen Fettsäuren tritt am häufisten dann auf, wenn ein fettarmes, Rindertalg enthaltenes Trockenfutter gefüttert wird. Aber auch Trockenfutter, das unsachgemäss gelagert wurde, kann seine ursprünglich vorhandenen Bestandteile an ungesättigten Fettsäuren einbüßen.

Ob die Hauterkrankung Ihres Hundes wirklich auf einen Fettsäuremangel zurückzuführen ist, können Sie selbst mit einem Fettzusatz zu seinem Futter schnell heraus finden. Mischen Sie gleiche Teile pflanzliche Fette (z.B. Sonnenblumen- oder Färberdistelöl, enthalten Linolsäure) und tierisches Fett (Schweineschmalz, enthält Arachidonsäure) und fügen ½ bis 1 Teelöffel dem Futter zu. Meist schon nach drei, spätestens nach acht Wochen wird sich eine Veränderung einstellen, wenn wirklich ein Fettsäuremangel vorgelegen hat. Das Fell kommt wieder ins Gleichgewicht und wird glänzend. Insgesamt sollte auf Dauer nicht mehr als 1-2 Teelöffel täglich dem Futter zugesetzt werden.

Zunahme des Vitamin-E-Bedarfs
Der übermässige Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Futtermitteln verursacht eine Zunahme des Vitamin-E-Bedarfs. Vitamin E ist ein Antioxidans im Körper und schützt die Lipide in der Zellmembran vor Peroxidation. Dieses Vitamin wird von den ungesättigten Fettsäuren oxidiert und schützt diese damit vor dem Ranzigwerden. Jedoch wird bei diesem Prozess das Vitamin E zerstört. Daher steigt mit höherem Gehalt ungesättigter Fettsäuren im Futter auch der Vitamin-E-Bedarf. Enthält ein Heimtierfutter sehr grosse Mengen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren oder setzt der Tierhalter einer ausgewogenen Ration grosse Mengen an Pflanzenöl zu, muss gleichzeitig auch der Vitamin-E-Gehalt der Ration gesteigert werden.

Pansteatitis (Gelbfettkrankheit)
Bei Katzen kann ein Mangel an Vitamim E zu Pansteatitis (Gelbfettkrankheit) führen. Werden ungenügende Mengen an Vitamin E gefüttert, wird das Nahrungs- und Körperfett durch Oxidation zersetzt, was zur Bildung von Peroxiden und Hydroperoxiden führt. Die Anhäufung reaktiver Peroxide im Fettgewebe der Katze führt zur Pansteatitis, die durch eine chronische Entzündung und Fettnerkosen gekennzeichnet ist.